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Was Essen und Trinken

Die chinesische Kräuter- und Ernährungslehre teilt die Pflanzen und Nahrungsmittel nach Temperaturen und Geschmäcker ein. Diese Betrachtungsweise kann auch für unsere Lebensmittel angewendet werden, in den letzten zwei Jahrzehnten ist diesbezüglich viel geforscht worden. Sowohl online als auch in den Buchregalen findet man unter dem Stichwort «Ernährung nach den Fünf Elementen» entsprechende Tabellen und Erklärungen. 

In dieser Rubrik stellen wir Ihnen Lebensmittel vor, die gemäss der chinesischen Diätetik für die aktuelle Jahreszeit besonders geeignet sind. Die Porträts laden Sie dazu ein, Essen und Trinken unter  einem neuen Blickwinkel zu verkosten und selber zu experimentieren.

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Bei 35° am Schatten kühlt die Wassermelone

TCM_Melone.jpg

Rezept für den Grillabend (4 Personen)

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Zutaten:

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-8 Schnitze Wassermelone ca. 2cm dick

-2 EL Ahornsirup mit

-1 EL Zitronensaft verrühren

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Zubereitung:

Melonenschnitze bestreichen und auf jeder Seite 2 – 3min. grillieren.

In der heissesten Jahreszeit mögen wir gern Kühles: Salate, Birchermüesli und natürlich Glacé haben Hochkonjunktur. Unsere Verdauung ist von dieser Rohkost-Lawine nicht immer begeistert. Besonders im späteren Sommer häufen sich in der TCM-Praxis die Menschen mit Magen-Darmgrippe, schmerzhaften Durchfällen und Blähungen. Die Mitte-Organe Milz und Magen mögen nämlich auch bei heissen Temperaturen lieber Mahlzeiten, die etwas Wärme ins Innere bringen: Gegrilltes Gemüse, lauwarmer Pasta-Salat, gefüllte, geschmorte Auberginen und andere Gerichte aus der Mittelmeerküche sind dafür ideal.

 

Dennoch kann sich bei hohen Temperaturen im Inneren zuviel Hitze ansammeln. Typische Symptome dafür sind Schlafstörungen, innere Unruhe, schmerzhaftes Wasserlassen, dunkler Urin, Aphten, bitterer Mundgeschmack oder Halsschmerzen. Für diese Beschwerden im Hochsommer gibt es ein einfaches Rezept: Essen sie täglich ein bis zwei Schnitze Wassermelone. Die Frucht hat tolle Eigenschaften. Sie gehört zum Erdelement und ist süss im Geschmack, ihre Temperatur ist kalt, und sie wirkt nicht nur auf Milz und Magen, sondern auch auf Herz und Blase, sowie auf Leber und Nieren. Aus all diesen Organen vermag sie Hitze auszuleiten und zwar über den Urin. Dabei befeuchtet sie auch den Dickdarm und beseitigt trockene Verstopfung. Für die Diurese und den Stuhlgang sind besonders die schwarzen Kerne hilfreich, die ja meist mitgegessen werden.

 

Vorsicht: Wassermelone ist ein Sommergenuss – sobald es im Spätsommer kühler wird, kann sie der Verdauung wieder schaden. Leiden sie generell unter Durchfall, ungeformtem Stuhl und frieren auch im Sommer schnell, so kann die Melone wie im folgenden Rezept auch gegrillt (und damit weniger «kalt») genossen werden.

Grünes Gemüse: Spargel, Spinat & Co. helfen beim Frühjahrsputz

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In der TCM-Praxis hört man im Frühjahr oft die Frage nach einer geeigneten «Entschlackungskur». Die Menschen möchten nicht nur ihre Winter-Pfunde loswerden, sondern Ihren Körper auch durch Kräuter und Nahrungsmittel bei der Entgiftung unterstützen. Zum Glück hält die Natur dafür alles bereit: was im Frühling grün aus der Erde spriesst wie z.B. Brennessel (wassertreibend) und Löwenzahn (leber- und gallenanregend) ist dafür bestens geeignet. Im Gemüsegarten reifen junger Spinat und Spargel. Aus beiden lassen sich wunderbar leichte Gerichte zubereiten. Den Spinat kann man auch roh als Salat geniessen - Rohess-Spargel ist dagegen eine eher selten erhältliche Delikatesse.

 

Um den Körper beim Saubermachen zu unterstützen, brauchen wir eine gute Ausscheidung. Dafür sorgt der Spargel in zweierlei Hinsicht: er wirkt sowohl auf die Blase als auch auf den Darm. Er gehört zum Erdelement, ist jedoch kühl (weisser Spargel) oder neutral (grüner Spargel). Beide Sorten wirken auf Niere und Darm, der weisse Spargel zusätzlich auf die Lunge, der grüne auf die Leber.

Weisser Spargel ist in erster Linie Yin-stärkend, er baut also die säftereichen Anteile des Körpers auf und hilft bei Trockenheit. In zweiter Linie leitet er Nässe aus, fördert die Diurese und reguliert den Stuhlgang.

Der grüne Spargel unterstützt die Leber und ist stärker im Ausleiten über Blase und Dickdarm, er ist also für eine Entschlackungskur besser geeignet. 

 

Vorsicht: Bei schwangeren Frauen wirkt der Spargel eher zu stark wasserausleitend, sollte also massvoll genossen werden. Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei Niereninsuffizienz, Nierensteinen oder Gicht. Spargel ist relativ reich an Purin, das im Körper in Harnsäure umgewandelt wird – er hat für manche Menschen also eine unerwünschte Wirkung.

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Grünes Spargelsüppchen mit Spinat

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Zutaten:

-Grüner Spargel

-Spinat

-Gemüsebouillon

-Muskat

-Honig

-Salz

-Olivenöl

-Frischer Kerbel

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Zubereitung:

Den Spargel rüsten und die Spitzen abschneiden, die Stängel in ca. 3cm lange Stücke schneiden. In der Gemüsebouillon weichkochen. Ganz am Schluss den Spinat in die Suppe geben, zusammenfallen lassen und pürieren.

Die Suppe mit Salz, Honig, Muskat und wenig Öl würzen und mit Kerbel garnieren.

 

Variante: Wer es genussvoller und Yin-nährend möchte, mischt weissen und grünen Spargel und gibt zum Schluss einen Schuss Rahm, etwas Butter oder ein Eigelb in die Suppe.

Zimt wärmt Bauch und Seele 

Zimt.jpeg

Wer kennt sie nicht, die Seelenwärmer aus dem hohen Norden, die in den letzten Jahren unsere Bäckereien geentert haben: Zimtschnecken (schwed. Canelbullar) erfreuen Schleckmäuler nicht nur im Winter, sie ersetzen heute oft den einheimischen «Hefeschnegg», der traditionell mit Nüssen gefüllt ist. An der nordischen Schnecke ist der Zimt allerdings das einzig gesundheitsfördernde, und ob er die Mengen an Butter, Zucker und Weissmehl aufwiegt, die ansonsten darin verarbeitet werden, sei dahingestellt. Etwas gesünder lässt sich mit Zimt das Apfelmus verfeinern, das morgendliche Porridge bekommt durch ihn eine weihnachtliche Note und auch in beliebten  Gewürzmischungen wie Garam Masala, Curry oder Ras El-Hanaout  hat er einen festen Platz. 

Thermisch ist der Zimt warm bis heiss, geschmacklich gilt er als scharf und süss. In der TCM wird Zimt in zwei Formen verabreicht: einmal als kleine Stückchen vom Zweig (gui zhi), und dann auch als Rinde (rou gui). Beide Formen sind wärmend, doch während der Zweig eher im mild warmen Bereich ist, Kälte an der Oberfläche vertreibt und die Zirkulation der Energie fördert, so heizt die Rinde im tiefen Inneren richtig ein. Indische Gewürztee-Mischungen (Chai) enthalten meistens Zimtrinde und sind deshalb gut für Menschen, die oft frieren, oder viel Kaltes essen und daher das innere Feuer unterstützen sollten. Wer hingegen zu Hitzewallungen, innerer Unruhe oder zu Hautausschlägen neigt, sollte Zimt eher meiden. Kalte Füsse mögen  Zimtsohlen, die in Apotheken verkauft werden – sie regen die Zirkulation an und geben ein wohlig warmes Gefühl in den Schuhen.

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Tip: Während der chinesische Cassia-Zimt Cumarin enthält und daher nicht in grossen Mengen genossen werden sollte, ist der Ceylon-Zimt milder und bekömmlicher.

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Energiekugeln mit Datteln und Zimt für ca. 25 Stück

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Zutaten:

-200g Datteln

-250g gehackte Mandeln

-2 EL Zimt

-3EL Mandelmus

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Zubereitung:

Backofen auf 180 Grad vorheizen. Alle Zutaten im Mixer oder Cutter zu einer krümeligen Masse mixern. Ca 25 Kugeln formen und 10min. backen. Wer es noch süsser und zimtiger mag, kann die Kugeln noch warm in einer Mischung aus Puderzucker und wenig Zimt wälzen.

Birne: Saft und Süsse für den trockenen Herbst

Birnen Porridge.png

Wer je einen Herbst im Norden Chinas erlebt hat, kennt die kühle, staubige Trockenheit, die sich in dieser Jahreszeit über das Land legt. Das Zeichen für «zao 燥», Trockenheit, enthält den Wortstamm Feuer, vielleicht für das sommerliche Feuer, das austrocknet oder aber für die Trockenheit, die das Feuer begünstigt. In der Chinesischen Medizin gilt Trockenheit ebenso wie andere klimatische Faktoren als eine Krankheitsursache, die den Körper und die Organe angreifen kann. Besonders die Lunge und der Dickdarm zeigen oft Zeichen von Trockenheit und können von äusserer Trockenheit in ihrer Funktion gestört werden. Trockener Husten oder lästige Verstopfung mit trockenem Stuhl können ein Zeichen dafür sein.

 

Die Birne, ihre Schale sowie ihr Saft schaffen da zuverlässig Abhilfe. Die Früchte werden als süss und kühl beschrieben, sie gehören zum Erdelement. In den Alpenländern wurden sie früher im Ganzen getrocknet und lieferten im Winter z.B. in Form von Eintöpfen wertvolle Kohlenhydrate. Heute finden wir diese Form der Speckbirne noch in der Füllung des «Birewegge» oder im österreichischen «Kletzenbrot». Für eine optimal kühlende und befeuchtende Wirkung der Birne auf die Atemwege und den Darm geniesst man die Früchte am besten vollreif entweder frisch oder gedämpft. Frischer Birnensaft ist nicht leicht zu erhalten, tut aber dieselbe Wirkung. In der Medizin benutzt man die Birne und ihre Schale, um Hitze aus der Lunge über den Dickdarm abzuleiten, z. B. bei Halsschmerzen mit Verstopfung im Herbst. Präventiv eingesetzt bereitet der Genuss reifer Birnen ausgezeichnet auf die Erkältungssaison vor.

Achtung: wenn sie die Tendenz haben, Schleim anzusammeln (z.B. dicker Zungenbelag, viel sichtbare Schleimbildung bei Erkältungen) dann sei vom übermässigen Verzehr der Birne abgeraten.

 

Tip: Neben der in der Chinesischen Medizin verwendeten Bretschneider-Birne gibt es viele verschiedene Sorten, darunter auch knackige, die eher säuerlich schmecken – ihre Wirkung ist dann weniger nährend (süss), sondern mehr erfrischend und leicht zusammenziehend (sauer). Die Schale sollte unbedingt mitverzehrt werden, denn auch sie hat eine kühlende, beruhigende Wirkung und leitet die Flüssigkeiten nach unten zum Dickdarm.

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Tee: Im Sommer nur grün

Tee

Grüner Tee ist in aller Munde: gesund soll er sein, viele Antioxidantien enthalten und gegen alle möglichen Beschwerden helfen. In China ist Teetrinken «he cha» gleichbedeutend mit Pause machen, aber auch mit Zusammenkommen, gemeinsam ein bisschen reden – so wie bei uns der Kaffeeklatsch. In Japan gibt es für seine Zubereitung auch ein rituelles Vorgehen. Wer diesen «Weg des Tee» (Cha Do) beherrscht, ist hochangesehen und hat Jahrzehnte damit verbracht, die Teezubereitung zu praktizieren und zu verfeinern.

 

Thermisch ist Grüntee kühl, sein Geschmack wird als bitter und etwas süss beschrieben, er wirkt kühlend auf Magen, Herz und Lungen. Im Sommer ist es daher besonders angenehm, die Wirkung des Grüntees zu geniessen. Anders als ein Glas eisgekühlte Limonade versetzt er die Organe nicht in Schockstarre, sondern hilft, lauwarm oder warm genossen, von innen her milde abzukühlen. Der bittere Geschmack leitet Hitze nach unten über den Urin ab, während die Süsse den Verdauungstrakt unterstützt.

Grüntee sollte mit wenigen Blättern zubereitet werden und nicht lange ziehen (ca. 3 min.), damit er nicht zu bitter wird. In diesem Fall kehrt sich seine Wirkung nämlich ins Gegenteil: Magen- und Lebersymptome wie beispielsweise Übelkeit können die Folge sein. Spitzentees, wie sie in Spezialgeschäften  verkauft werden, sollten zudem nicht mit kochend heissem, sondern ca. 80 Grad warmem Wasser zubereitet werden.

 

Tipp: Mischen sie, wie die Nomaden der Sahara, dem Grüntee einige Blätter frische oder getrocknete Minze bei, damit verleihen sie dem Getränk noch mehr Frische und eine zusätzlich kühlende Wirkung. Im Gegensatz zum Grüntee wirkt die Minze nicht nach unten ableitend, sondern öffnet die Körperoberfläche, um auf diesem Weg ebenfalls Hitze auszuleiten.

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Rezept für zwei Tassen:

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Zutaten:

-1 Beutel Biogrüntee oder ½ Teelöffel  offenes Teekraut

-2 Zweige frische Minze

-5 dl Wasser

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Zubereitung:

1 Beutel Biogrüntee oder ½ Teelöffel offenes Teekraut mit ca. 5 dl heissem Wasser in einem kleinen Krug aufgiessen. 3 Minuten stehen lassen. In zwei Tassen jeweils 1 Zweig frische Minze geben, den heissen Tee auf die Gläser verteilen und nochmals einige Minuten stehen lassen, den Tee lauwarm geniessen.

Herbst-Frühstück für 2 Personen

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Zutaten:

-125g Hirse

-4dl Hafermilch

-2 reife Birnen

-ein paar Baumnüsse

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Zubereitung:

125g Hirse mit 4dl Hafermilch weichkochen. Pro Person eine reife Birne in Schnitze schneiden und zusammen mit ein paar gehackten Baumnüssen auf dem Porridge anrichten.

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