
Was Essen und Trinken
Die chinesische Kräuter- und Ernährungslehre teilt die Pflanzen und Nahrungsmittel nach Temperaturen und Geschmäcker ein. Diese Betrachtungsweise kann auch für unsere Lebensmittel angewendet werden, in den letzten zwei Jahrzehnten ist diesbezüglich viel geforscht worden. Sowohl online als auch in den Buchregalen findet man unter dem Stichwort «Ernährung nach den Fünf Elementen» entsprechende Tabellen und Erklärungen.
In dieser Rubrik stellen wir Ihnen Lebensmittel vor, die gemäss der chinesischen Diätetik für die aktuelle Jahreszeit besonders geeignet sind. Die Porträts laden Sie dazu ein, Essen und Trinken unter einem neuen Blickwinkel zu verkosten und selber zu experimentieren.
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Zimt wärmt Bauch und Seele

Wer kennt sie nicht, die Seelenwärmer aus dem hohen Norden, die in den letzten Jahren unsere Bäckereien geentert haben: Zimtschnecken (schwed. Canelbullar) erfreuen Schleckmäuler nicht nur im Winter, sie ersetzen heute oft den einheimischen «Hefeschnegg», der traditionell mit Nüssen gefüllt ist. An der nordischen Schnecke ist der Zimt allerdings das einzig gesundheitsfördernde, und ob er die Mengen an Butter, Zucker und Weissmehl aufwiegt, die ansonsten darin verarbeitet werden, sei dahingestellt. Etwas gesünder lässt sich mit Zimt das Apfelmus verfeinern, das morgendliche Porridge bekommt durch ihn eine weihnachtliche Note und auch in beliebten Gewürzmischungen wie Garam Masala, Curry oder Ras El-Hanaout hat er einen festen Platz.
Thermisch ist der Zimt warm bis heiss, geschmacklich gilt er als scharf und süss. In der TCM wird Zimt in zwei Formen verabreicht: einmal als kleine Stückchen vom Zweig (gui zhi), und dann auch als Rinde (rou gui). Beide Formen sind wärmend, doch während der Zweig eher im mild warmen Bereich ist, Kälte an der Oberfläche vertreibt und die Zirkulation der Energie fördert, so heizt die Rinde im tiefen Inneren richtig ein. Indische Gewürztee-Mischungen (Chai) enthalten meistens Zimtrinde und sind deshalb gut für Menschen, die oft frieren, oder viel Kaltes essen und daher das innere Feuer unterstützen sollten. Wer hingegen zu Hitzewallungen, innerer Unruhe oder zu Hautausschlägen neigt, sollte Zimt eher meiden. Kalte Füsse mögen Zimtsohlen, die in Apotheken verkauft werden – sie regen die Zirkulation an und geben ein wohlig warmes Gefühl in den Schuhen.
Tip: Während der chinesische Cassia-Zimt Cumarin enthält und daher nicht in grossen Mengen genossen werden sollte, ist der Ceylon-Zimt milder und bekömmlicher.
Energiekugeln mit Datteln und Zimt für ca. 25 Stück
Zutaten:
-200g Datteln
-250g gehackte Mandeln
-2 EL Zimt
-3EL Mandelmus
Zubereitung:
Backofen auf 180 Grad vorheizen. Alle Zutaten im Mixer oder Cutter zu einer krümeligen Masse mixern. Ca 25 Kugeln formen und 10min. backen. Wer es noch süsser und zimtiger mag, kann die Kugeln noch warm in einer Mischung aus Puderzucker und wenig Zimt wälzen.
Birne: Saft und Süsse für den trockenen Herbst

Wer je einen Herbst im Norden Chinas erlebt hat, kennt die kühle, staubige Trockenheit, die sich in dieser Jahreszeit über das Land legt. Das Zeichen für «zao 燥», Trockenheit, enthält den Wortstamm Feuer, vielleicht für das sommerliche Feuer, das austrocknet oder aber für die Trockenheit, die das Feuer begünstigt. In der Chinesischen Medizin gilt Trockenheit ebenso wie andere klimatische Faktoren als eine Krankheitsursache, die den Körper und die Organe angreifen kann. Besonders die Lunge und der Dickdarm zeigen oft Zeichen von Trockenheit und können von äusserer Trockenheit in ihrer Funktion gestört werden. Trockener Husten oder lästige Verstopfung mit trockenem Stuhl können ein Zeichen dafür sein.
Die Birne, ihre Schale sowie ihr Saft schaffen da zuverlässig Abhilfe. Die Früchte werden als süss und kühl beschrieben, sie gehören zum Erdelement. In den Alpenländern wurden sie früher im Ganzen getrocknet und lieferten im Winter z.B. in Form von Eintöpfen wertvolle Kohlenhydrate. Heute finden wir diese Form der Speckbirne noch in der Füllung des «Birewegge» oder im österreichischen «Kletzenbrot». Für eine optimal kühlende und befeuchtende Wirkung der Birne auf die Atemwege und den Darm geniesst man die Früchte am besten vollreif entweder frisch oder gedämpft. Frischer Birnensaft ist nicht leicht zu erhalten, tut aber dieselbe Wirkung. In der Medizin benutzt man die Birne und ihre Schale, um Hitze aus der Lunge über den Dickdarm abzuleiten, z. B. bei Halsschmerzen mit Verstopfung im Herbst. Präventiv eingesetzt bereitet der Genuss reifer Birnen ausgezeichnet auf die Erkältungssaison vor.
Achtung: wenn sie die Tendenz haben, Schleim anzusammeln (z.B. dicker Zungenbelag, viel sichtbare Schleimbildung bei Erkältungen) dann sei vom übermässigen Verzehr der Birne abgeraten.
Tip: Neben der in der Chinesischen Medizin verwendeten Bretschneider-Birne gibt es viele verschiedene Sorten, darunter auch knackige, die eher säuerlich schmecken – ihre Wirkung ist dann weniger nährend (süss), sondern mehr erfrischend und leicht zusammenziehend (sauer). Die Schale sollte unbedingt mitverzehrt werden, denn auch sie hat eine kühlende, beruhigende Wirkung und leitet die Flüssigkeiten nach unten zum Dickdarm.
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Tee: Im Sommer nur grün

Grüner Tee ist in aller Munde: gesund soll er sein, viele Antioxidantien enthalten und gegen alle möglichen Beschwerden helfen. In China ist Teetrinken «he cha» gleichbedeutend mit Pause machen, aber auch mit Zusammenkommen, gemeinsam ein bisschen reden – so wie bei uns der Kaffeeklatsch. In Japan gibt es für seine Zubereitung auch ein rituelles Vorgehen. Wer diesen «Weg des Tee» (Cha Do) beherrscht, ist hochangesehen und hat Jahrzehnte damit verbracht, die Teezubereitung zu praktizieren und zu verfeinern.
Thermisch ist Grüntee kühl, sein Geschmack wird als bitter und etwas süss beschrieben, er wirkt kühlend auf Magen, Herz und Lungen. Im Sommer ist es daher besonders angenehm, die Wirkung des Grüntees zu geniessen. Anders als ein Glas eisgekühlte Limonade versetzt er die Organe nicht in Schockstarre, sondern hilft, lauwarm oder warm genossen, von innen her milde abzukühlen. Der bittere Geschmack leitet Hitze nach unten über den Urin ab, während die Süsse den Verdauungstrakt unterstützt.
Grüntee sollte mit wenigen Blättern zubereitet werden und nicht lange ziehen (ca. 3 min.), damit er nicht zu bitter wird. In diesem Fall kehrt sich seine Wirkung nämlich ins Gegenteil: Magen- und Lebersymptome wie beispielsweise Übelkeit können die Folge sein. Spitzentees, wie sie in Spezialgeschäften verkauft werden, sollten zudem nicht mit kochend heissem, sondern ca. 80 Grad warmem Wasser zubereitet werden.
Tipp: Mischen sie, wie die Nomaden der Sahara, dem Grüntee einige Blätter frische oder getrocknete Minze bei, damit verleihen sie dem Getränk noch mehr Frische und eine zusätzlich kühlende Wirkung. Im Gegensatz zum Grüntee wirkt die Minze nicht nach unten ableitend, sondern öffnet die Körperoberfläche, um auf diesem Weg ebenfalls Hitze auszuleiten.
Rezept für zwei Tassen:
Zutaten:
-1 Beutel Biogrüntee oder ½ Teelöffel offenes Teekraut
-2 Zweige frische Minze
-5 dl Wasser
Zubereitung:
1 Beutel Biogrüntee oder ½ Teelöffel offenes Teekraut mit ca. 5 dl heissem Wasser in einem kleinen Krug aufgiessen. 3 Minuten stehen lassen. In zwei Tassen jeweils 1 Zweig frische Minze geben, den heissen Tee auf die Gläser verteilen und nochmals einige Minuten stehen lassen, den Tee lauwarm geniessen.
Herbst-Frühstück für 2 Personen
Zutaten:
-125g Hirse
-4dl Hafermilch
-2 reife Birnen
-ein paar Baumnüsse
Zubereitung:
125g Hirse mit 4dl Hafermilch weichkochen. Pro Person eine reife Birne in Schnitze schneiden und zusammen mit ein paar gehackten Baumnüssen auf dem Porridge anrichten.